13.07.2021 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: PwC.
Derzeit verteidigt Deutschland mit 96 vertretenen Unternehmen unter den Top-750-Familienunternehmen noch seinen Rang – hinter den USA mit 166 und vor China/Hongkong mit 79 Unternehmen. Doch der Vorsprung zu Familienunternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum schmilzt. Im Jahr 2020 war Deutschland noch mit 108 Unternehmen unter den weltweit umsatzstärksten Familienunternehmen vertreten, im Jahr davor sogar mit 119. Die Ursache für diesen Rückgang: Der Mindestumsatz, den Unternehmen erzielen müssen, um in das Ranking aufgenommen zu werden, ist von 2019 um 20 Prozent auf 2,68 Milliarden US-Dollar gestiegen. Dadurch sind 15 Familienunternehmen aus dem asiatisch-pazifischen Raum neu in das Ranking vorgerückt, 17 Unternehmen aus Deutschland hingegen herausgefallen. Das sind zentrale Ergebnisse des „World’s Top 750 Family Business Ranking“, das die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC gemeinsam mit der britischen Online-Plattform Family Capital analysiert hat.
„Es wundert mich nicht, dass die Zahl zurückgegangen ist. Denn bei dem Megatrend Digitalisierung haben deutsche Familienunternehmen seit Jahren wahrnehmbare Defizite, wie unser Family Business Survey 2021 schonungslos offengelegt hat. Und selbst beim Thema Nachhaltigkeit, traditionell ein Bereich, bei dem deutsche Familienunternehmen seit jeher aktiv sind, hinken sie hinterher. Das muss sich irgendwann auf die Wachstumsgeschwindigkeit im Vergleich mit den Peers auswirken.“
Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand und Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland
In Europa hingegen ist Deutschland weiterhin die Hochburg der Familienunternehmen und liegt im Top-750-Ranking klar an der Spitze – vor Frankreich (36) und Italien (23). Insgesamt machen europäische Familienunternehmen den größten Anteil im Ranking aus: 298 der 750 gelisteten Unternehmen stammen aus Europa, jeweils 188 auf Nordamerika und Asien-Pazifik.
In puncto Umsatz können sich die im Ranking vertretenen 96 größten deutschen Familienunternehmen gut behaupten: Sie erzielten in Summe rund 1,3 Billionen US-Dollar und erreichen damit das Ergebnis aus den beiden Vorjahren. Im Schnitt erzielen sie einen Jahresumsatz von 13,7 Milliarden US-Dollar und liegen damit nur knapp unter dem weltweiten Durchschnittsumsatz von 13,8 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der Mitarbeiter:innen ist gegenüber 2019 hingegen leicht zurückgegangen. Die deutschen Top-Familienunternehmen beschäftigen rund 3,9 Millionen Arbeitskräfte und damit 200.000 weniger als noch vor zwei Jahren.
Das spiegelt sich auch in den weltweiten Top Ten wider, unter denen wie in den Vorjahren die drei deutschen Familienunternehmen Volkswagen AG (Rang 2), die Schwarz Gruppe (Rang 9) und die BMW AG (Rang 10) vertreten sind, wobei die Schwarz Gruppe vor zwei Jahren noch Rang 6 und BMW noch Rang 7 innehatte. Die übrigen Top-Unternehmen haben ihren Sitz in den USA (Walmart Inc. auf Rang 1, Berkshire Hathaway Inc. auf Rang 3, Ford Motor Company auf Rang 5), Südkorea (LG Group auf Rang 6, SK Group auf Rang 7), Russland (PJSC LUKOIL auf Rang 8) und den Niederlanden (Exor N.V. auf Rang 4).
Auffällig ist, dass die deutschen Familienunternehmen unter den Top 750 ein hohes Durchschnittsalter erreichen: Es liegt bei 110 Jahren und damit deutlich über dem weltweiten Schnitt von 81 Jahren. Die drei ältesten deutschen Unternehmen aus dem Ranking sind der Technologiekonzern Heraeus (1660 gegründet), der Pharmahersteller Merck (1668) und das Family-Equity-Unternehmen Franz Haniel & Cie. (1756).
„An dem hohen Durchschnittsalter zeigt sich, wie stabil und enkelfähig deutsche Familienunternehmen sind. Das ist vor allem ihrem langfristigen Denken geschuldet und belegt, dass Erneuerung und Übergabe an die kommende Generation immer wieder gelingen. Dennoch darf das nicht über notwendigen Nachholbedarf bei der Digitalisierung, der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und dem Umbau zu einem klimaneutralen und ressourcenschonenden Unternehmen hinwegtäuschen.“
Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand und Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland
Diese langfristige Orientierung zeigt sich auch darin, dass deutsche Familienunternehmen auf dem volatilen, kurzfristig orientierten Kapitalmarkt zurückhaltend sind: Lediglich 20 der gelisteten Unternehmen sind börsennotiert. Das entspricht einem Anteil von rund 20 Prozent und liegt deutlich unter dem weltweiten Schnitt von 54 Prozent.
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