09.10.2024 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: McKinsey & Company.
Durch den Übergang zur E-Mobilität verändert sich die Wertschöpfung in der Automobilindustrie in Europa fundamental. Aktuell trägt die Industrie mit 1.900 Milliarden US-Dollar Bruttowertschöpfung fast 8% zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei. 60% der Wertschöpfung entstehen in der Fahrzeugproduktion, bei Zulieferern und im Handel („upstream“); 40% im Aftermarket und durch Services („Downstream“). Wenn der europäischen Industrie der Wandel gelingt – d.h. wenn europäische Hersteller ihre Marktanteile halten oder leicht ausbauen und die Batteriewertschöpfung zu 75% in Europa liegt – könnte die europäische Wertschöpfung bis 2035 auf rund 2.200 Milliarden US-Dollar sogar ansteigen. Wenn der Marktanteil europäischer Hersteller aber mit der gleichen Geschwindigkeit wie aktuell von heute 60% auf 45% sinken sollte und es nicht gelingt, die Batterieproduktion zu lokalisieren, könnten 400 Milliarden US-Dollar Wertschöpfung (20% des heutigen Werts) auf dem Spiel stehen. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die die Unternehmensberatung McKinsey & Company heute veröffentlicht hat.
„Die europäische Automobilindustrie war mit ihrer Expertise rund um Verbrennungsmotoren über Jahrzehnte sehr erfolgreich. Jetzt gilt es, den Wandel hin zur E-Mobilität zu meistern und so die Wertschöpfung in Europa zu halten“, sagt Harald Deubener, Senior Partner im Stuttgarter Büro von McKinsey.
Aktuell trägt ein in Europa hergestelltes und verkauftes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor mit 85-90% des Listenpreises zur europäischen Wertschöpfung bei – jeweils zur Hälfte durch direkte Wertschöpfung (z.B. Kosten für Karosserie, Antriebsstrang, Software und Elektronik) und durch indirekte Wertschöpfung (Forschung & Entwicklung, Herstellung). Bei einem von einem europäischen Hersteller in Europa produzierten batterieelektrischen Fahrzeug sinkt der Anteil der Wertschöpfung bereits auf 70-75% des Listenpreises, da vor allem die Batterien oft aus Asien bezogen werden. Ein von einem nicht-europäischen Hersteller in Europa produziertes E-Auto liegt noch bei 55-60%, ein importiertes batterieelektrisches Fahrzeug nur noch bei 15-20% Anteil europäischer Wertschöpfung.
„Bis 2035 sind unterschiedliche Szenarien denkbar, die sich um bis zu einem Drittel der industriellen Wertschöpfung unterscheiden. Daher haben die heutigen Entscheidungen einen enormen Einfluss auf den Erfolg der Autoindustrie sagt Patrick Schaufuss, Partner im Münchner Büro von McKinsey.
„Die Bedeutung von Aftermarket und Services nimmt in allen Szenarien stark zu“, sagt Schaufuss. Da bis 2035 viele Fahrzeuge im Bestand noch Verbrenner sein werden und Kunden für den Service lokale Anbieter nutzen, ist der Wandel in diesem Bereich eher langsamer. Bei batterieelektrischen Fahrzeugen ergeben sich jedoch auch neue Geschäftsfelder: Von Batterierecycling über digitale Angebote, Ladeinfrastruktur bis hin zu Versicherungen und Finanzierungslösungen. „Hersteller sollten ein größeres Augenmerk auf diese wachsenden Geschäftsfelder legen“, so Schaufuss.
Damit die europäische Autoindustrie den Wandel möglichst positiv gestaltet kann, haben die Stakeholder die Möglichkeit, folgende Themen angehen:
Bild: Kindel Media (Pexels, Pexels Lizenz)