08.12.2020 — Nele Röder. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Digital Detox erhält in unserer hochtechnisierten Welt immer mehr Zulauf: Menschen versuchen, weniger Zeit mit digitalen Geräten zu verbringen – vor allem mit dem Smartphone. Und ist nicht die besinnliche Weihnachtszeit die beste Gelegenheit, um sich auf das Gesicht des Gegenübers statt der eigenen tippenden Hände zu konzentrieren? Vor allem im Corona-Jahr mit besonders viel digitaler Kommunikation kann das erholsam sein.
Warum ist es überhaupt so schwer, mit dem Klicken, Surfen und Liken aufzuhören? Während der Benutzung des Handys wird ständig das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Das kleine Gerät wird zum Glückspielautomaten, statt Geld werden wir mit sozialer Aufmerksamkeit, Herausforderungen oder interessanten Nachrichten belohnt.
Und die ständigen Ablenkungen ziehen massive Konsequenzen nach sich. Die Reizüberflutung mit Bildern, Texten oder Videos überfordert und sorgt für anhaltenden Stress. Gedanklich ist man ständig woanders. Ein völliges Eintauchen mit kompletter Konzentration wird immer schwieriger. Man wird unkonzentrierter, macht mehr Fehler. Das Gehirn wird zudem schlechter trainiert – unbekannte Wege gehen wir häufig nur noch mit Google Maps, nicht mehr anhand einer vorher eingeprägten Route oder gar nach den Himmelsrichtungen.
Aber wie lässt sich für einen gewissen Zeitraum das Handy vergessen, um tatsächlich zum Digital Detox zu kommen?
Es ist vor allem erst einmal wichtig, sich Smartphone-freie Zeiten zu setzen. Sie sollten sich dabei dringend an Ihre eigene Abmachung halten. Kalter Entzug ist auch über Weihnachten nicht möglich, da die beste Freundin mit krankem Hund Zuhause sitzt und moralische Unterstützung braucht? Dann legen Sie zumindest Intervalle fest. So bleibt das Handy beispielsweise tagsüber ausgeschaltet und wird nur abends für eine Stunde wieder zum Leben erweckt. Und dann kommt es wieder zurück in die dunklen Tiefen einer Schublade.
Bei einigen Geräten findet man in den Einstellungen die Sparte Digital Wellbeing. Dort lassen sich nicht nur Ruhe- und Konzentrationszeiten einstellen, sondern auch Timer für einzelne Apps setzen. Besser kann man ein „nur kurz fünf Minuten“ kaum kontrollieren. Auch andere Apps wie Forest, Offtime oder App Detox verfolgen Nutzungszeit und bieten kreative Lösungen für den Handyentzug.
Auch bildschirmfreie Orte bieten sich an. So könnten Sie über Weihnachten Handys, Laptops, Tablets und alles andere Blinkende zum Beispiel aus Küche/ Esszimmer verbannen. Abseits der Feiertage prädestiniert sich dafür vor allem das Schlafzimmer, so wird der Schlaf auch wieder ruhiger und erholsamer.
Es kann zudem schon helfen, einfach die Benachrichtigungen auszuschalten. Alles an Push-Mitteilungen, Nachrichtentönen und Vibrationen wird ausgestellt. Das kann die FOMO („Fear of Missing Out" – also die Angst, etwas zu verpassen) schon deutlich beruhigen. Bewirkt das Abstellen des Bimmelns nichts oder hat sogar einen gegenteiligen Effekt, helfen entweder ein komplettes Ausschalten oder die Einstellung von Signaltönen für wirklich wichtige Nachrichten.
Vielleicht bleiben auch über Weihnachten ein paar Minuten Zeit, um über Alternativen zur Allzweckwaffe Smartphone nachzudenken. So liegt die Anschaffung eines guten alten Weckers (zu Weihnachten verschenkt?) beispielsweise auf der Hand. Das Handy wird aus dem Schlafzimmer verbannt und die Augen können sich morgens, statt mit grellem Blaulicht konfrontiert zu werden, langsam an die – nun ja, hoffentlich nicht grelle – Nachttischlampe gewöhnen. Auch die alte Armbanduhr sollte für ein digitales Fasten wieder herausgekramt werden.
Bei anderen Alternativen ist etwas mehr Nachdenkzeit erforderlich. So ist beispielsweise das Handy bei vielen zum ultimativen Kamera-Ersatz geworden. Schöne Fotos vom Fest ohne das Smartphone – Fehlanzeige. In so einem Fall kann es helfen, das Fotografieren jemandem zu überlassen, der sein Gerät danach wieder schnell wegpacken kann, ohne noch die 20 neuen und möglicherweise extrem wichtigen Nachrichten zu lesen.
Das schönste bildschirmfreie (Feiertags)-Wochenende bringt jedoch nichts, wenn man danach wieder in den alten Trott zurückfällt. Die Digital Detox Phase sollte viel mehr dazu genutzt werden, Strategien auszuprobieren, um das Smartphone schrittweise aus dem Alltag zu lotsen. Ziel ist es also zu erkennen, dass das Gerät unfassbar hilfreich ist, aber nicht unser Leben bestimmt.
Weitere Tipps, um besser mit digitaler Überlastung umzugehen, finden Sie übrigens hier.
Quellen und Hintergründe:
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