27.08.2019 — Tobias Weilandt. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
So kann beispielsweise eine neue Soßenrezeptur die Pizza für Sie ungenießbar machen. Es kann einen neuen Besitzer geben, der alles ganz anders machen möchte. Seine erste Handlung könnte dann vielleicht sein, ausgerechnet Ihre Lieblingspizza von der Karte zu tilgen. Viele Fällen können demnach eintreten, die Ihnen überraschend die Vorfreude verderben, wenn Sie in der Pizzeria einen Blick auf die Speisekarte werfen.
Zahlreiche Fälle von induktiven Schlüssen finden wir in unserem (Büro-)Alltag. Dies beginnt bei Verallgemeinerungen und Übertreibungen wie: “Immer, wenn Du im Haushalt helfen sollst, hast Du Rückenschmerzen”. Der Verwendung des Wörtchens “immer” liegt ein induktiver Schluss zugrunde. Vielleicht sind vorgetäuschte Rückenschmerzen eine häufige Entschuldigung für die Unlust an der Haushaltspflege. Aber bereits ein Fall, bei dem nicht Rückenschmerzen den Reinigungsmitteln im Wege standen, widerlegt den induktiven Schluss und damit das Wort “immer”.
Seien Sie also auf der Hut, wenn jemand seine Sätze mit “immer”, “ständig” und “dauernd” beginnt. Nennen Sie einen Fall, bei dem die Aussage nicht zutraf und Sie haben das induktive Argument widerlegt.
Übrigens, der Philosoph Karl Raimund Popper (1902-1994) war einer der ersten, der das Problem von induktiven Schlüssen erkannte. Er kritisierte, dass wissenschaftliche Schlüsse zumeist auf Induktion beruhen würden. Gerade wenn empirisch verfahren würde, wie in der Physik und Chemie. Denn hier werde eine endliche Anzahl an Experimenten durchgeführt, um eine allgemeingültige Aussage zu belegen. Es wird also eine Aussage so formuliert, als würde sie für alle bereits eingetretenen und alle zukünftig eintretenden Fälle wahr sein. Wie war das mit den schwarzen Schwänen?
Bild: rawpixel (Pixabay, Pixabay License)