21.11.2019 — Jasmin Dahler. Quelle: Verlag Dashöfer GmbH.
Hartnäckig hält sich das Vorurteil, dass ältere Mitarbeiter*innen sich gegen Veränderungen sperren würden. Das ist natürlich Unfug: Menschen 50+ haben schon deutlich mehr Veränderungen gesehen und mitgestaltet, als ein*e Berufsanfänger*in je die Chance hatte. Das heißt aber auch, dass diese Gruppe von Arbeitnehmer*innen skeptischer ist. Bis 2024 wird der Anteil der 50- bis 64-jährigen Erwerbstätigen laut Statistischem Bundesamt auf 40 % steigen. Sie beim Umsetzen digitaler und agiler Prozesse im Unternehmen mitzunehmen, ist also Pflicht.
Doch um ältere Mitarbeiter*innen einzubinden, muss erst einmal ein Verständnis für die Skepsis her: Prinzipien, die jahrzehntelang galten und gelebt wurden, werden jetzt einfach über den Haufen geworfen. Zum Beispiel gab es kein agiles Arbeiten in wechselnden Arbeitsumgebungen. Jahre lang, auch schon in der Schule, galt es, die Arbeit in Ruhe zu Ende zu bringen und keine halben Sachen zu machen. Heutzutage muss alles schnell und immer schneller gehen, möglichst mehrere Dinge gleichzeitig. Selbst unfertige Ideen müssen präsentiert werden. Das stresst auch junge Leute; jene mit mehr Erfahrung artikulieren ihre Zweifel noch deutlicher und bevorzugen gegebenenfalls bewährte Lösungen.
Skepsis ist vor dem Neuen ist also eine logische Konsequenz, insbesondere wenn man mit Änderungen allein gelassen wird. Oder schlimmer noch, gar nicht gefragt wird. Denn hier fängt der erste Schritt an, um Mitarbeiter*innen über 50 (genauso wie alle anderen) auf der digitalen Reise mitzunehmen:
1. Sie müssen Teil des digitalen Wandels sein
Auch die älteren Mitarbeiter*innen müssen ein aktiver Teil des Wandels sein. Arbeitsgruppen, die Veränderungen im Unternehmen aushandeln und gestalten, müssen auch Vertreter*innen der älteren Mitarbeiter*innen beinhalten. Denn nur sie wissen wirklich, was sie brauchen.
2. Die Skepsis nutzen
Skepsis ist gut, denn sie bedeutet, dass wir einen viel kritischeren Blick auf etwas haben. Wenn Ihre Mitarbeiter*innen skeptisch sind, suchen Sie das Gespräch. Versuchen Sie nicht, sie davon zu überzeugen, wie toll doch alles ist, sondern hören Sie zu. Eventuell haben Sie wirklich etwas nicht beachtet. Wenn Sie das überprüft haben, dann machen Sie aus dieser Skepsis Neugier und gehen auf die Problempunkte ein.
3. Lebenslanges Lernen
Fortbildungen sind natürlich immer gut. Auch im hohen Alter bleibt der Mensch wissbegierig. Besonders gut geeignet wäre eine Digital-Schulung für das ganze Unternehmen. Dann profitieren auch die jungen Mitarbeiter*innen. Es wäre ein Trugschluss anzunehmen, dass jede*r junge Mitarbeiter*in digital fit ist und jede*r alte Nachholbedarf hätte. Wenn alle Altersgruppen die Möglichkeit haben, Medienkompetenzen zu erlernen oder zu verbessern, wird der gleiche Kenntnisstand zu einem produktiven Arbeitsumfeld führen.
4. Stück für Stück
Wer denkt, dass ältere Mitarbeiter*innen sich nicht für Digitalisierung begeistern können, liegt falsch. Fakt ist jedoch, dass Sie sie gut vermitteln müssen – was haben die Kolleg*innen von den Neuerungen? Erinnern Sie sich an die Schule: nur wenn etwas sinnvoll und nützlich erschien, war man gewillt, es auch zu lernen. Daher bleiben Sie bei alltagsnahen Erklärungen, die die Anwendungen der entsprechenden Mitarbeiter*innen betreffen. Weiteren Informationsbedarf werden sie schon kundtun.
5. Mobiles Arbeiten
Ja, der neue Mitarbeiter Ende 20 ist gerade mitten in der Familienplanung und benötigt die Möglichkeit mobil zu arbeiten, damit er auf die Bedürfnisse seiner Kinder reagieren kann. Aber auch Mitarbeiter*innen 50+ haben noch Kinder, die zwar deutlich älter sind, aber dennoch Aufmerksamkeit erfordern. Außerdem kommen die Eltern der älteren Mitarbeiter*innen in ein Alter, in dem sie zunehmend Hilfe brauchen. Daher bieten Sie auch den älteren Mitarbeiter*innen flexiblere Arbeitszeitmodelle und mobiles Arbeiten an – schon haben Sie ein Argument für Digitalisierung, wie in Punkt 4 beschrieben.
6. Sicherheit bieten
Wenn ältere Mitarbeiter*innen die Möglichkeit haben, digitale Kompetenzen zu erlernen, stoppen Sie bereits die größte Angst: den Job durch die Digitalisierung zu verlieren. Doch Sie können auch noch mehr Rückhalt bieten. Gestehen Sie Ihren älteren Mitarbeiter*innen Zeit zu und gestatten Sie Fehler. Schaffen Sie im Zweifel einen geschützten Rahmen zum Ausprobieren neuer Programme. So braucht keiner zu befürchten, dass etwas kaputt geht.
Letzter Tipp: Tandems zwischen älteren und jüngeren Mitarbeiter*innen bieten für beide Vorteile und Sicherheit.
Quellen und Hintergründe: