16.01.2014 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH.
„‘Mobile Endgeräte‘ sind heute Leitmedium für viele Schüler – egal, ob dies nun ein Smartphone oder ein Tablet ist“, stellt Professor Dr. Peter A. Henning, Mitglied des LEARNTEC-Kongress-Komitees, fest. „Das bedeutet, dass Schüler es gewohnt sind, darüber zu kommunizieren und Informationen zu suchen. Sich dieser Geräte im Schulunterricht zu bedienen heißt also zunächst, die mediale Wirklichkeit der Schülerinnen und Schüler aufzunehmen und zu akzeptieren – und damit umgekehrt auch die Akzeptanz der Schüler für ‚Schule‘ zu steigern“, so Henning weiter.
Auf der Themenfläche school@LEARNTEC werden anhand eines schematischen Schulgeländes Bildungsszenarien zum Lernen der Zukunft dargestellt. In dem umfassenden Programm werden Expertinnen und Experten die vielfältigen Facetten digitalen Lernens und Schule vorstellen. Zum Beispiel referiert in einer Keynote Professor Dr. Simon Peyton-Jones über „Teaching computing at school in the UK“.
Sünne Eichler, ebenfalls Mitglied des LEARNTEC-Kongress-Komitees, sieht für den Einsatz von mobilen Endgeräten in den Schulunterricht maßgebliche Vorteile: „Auch schulisches Lernen erfolgt ja nicht nur im Klassenraum. Mit mobilen Endgeräten kann ‚learning on demand‘ stattfinden – also das Lernen im konkreten Kontext nach Bedarf. Das fördert Lernen und Anwenden von Wissen in der praktischen Anwendung beziehungsweise realen Umgebung.“ Durch innovative Anwendungen wie „Augmented Reality“ kann Zusatzwissen aufgenommen und so der Präsenzunterricht interessant ergänzt werden. Auch kann der Einsatz von Social Learning durch mobile Anwendungen begünstig werden.
Der Einsatz von Tablets und anderen mobilen Endgeräten verändert die Lehr-Lernkultur und die damit verbundenen Arbeitsformen in den Klassenzimmern grundlegend. „Es geht nicht einfach nur darum, das bisherige Schulbuch durch digitalisierte Lehrinhalte zu ersetzen. Das würde zu kurz greifen. Vielmehr geht es darum, die Möglichkeiten der neuen Medien in Bezug auf die Förderung von individualisiertem und selbstgesteuertem Lernen auf der einen Seite und von interaktivem und gruppenbezogenem Lernen auf der anderen Seite zu nutzen. Das erfordert die Entwicklung neuer Unterrichtskonzepte“, so die Rektorin der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, Dr. Christine Böckelmann.
Die Digitalisierung von Schulmedien wird hierbei auch Auswirkungen auf den Unterrichtsalltag haben. Der Zugriff auf spezielle Angebote von Webseiten oder per App machen Bildungsinhalte mobil zugänglich. Das Internet ermöglicht so den Zugriff auf einen weit größeren und aktuelleren Wissenspool, als dies einzelne Lehrbücher vorhalten können. „Im Netz finden sich bereits heute eine Vielzahl an Materialien, die im Unterricht eingesetzt werden können und klassischen Unterrichtsmedien Konkurrenz machen. Bücher stehen zunehmend in digitaler Form zur Verfügung und können auf einem einzelnen Medium – dem Tablet – mit in die Schule genommen werden. Portale wie digitale-schulbuecher.de deuten an, dass auch Schulbuchverlage erkannt haben, dass die klassische Form des Schulbuchs zum Auslaufmodell wird, die aktuelle Umsetzung ist allerdings ausbaufähig“, erklärt Luise Ludwig, Research Managerin, TU Chemnitz Education (TUCed), Institut für Weiterbildung der TU Chemnitz und Researcher am Centre for e-Learning Technology (CeLTech) im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) „Es reicht eben nicht, ein traditionelles Lernmedium 1:1 digital bereit zu stellen.“
Doch was macht ein gutes digitales Lernmedium aus? „Analog der Idee des Web 2.0, aus Konsumenten auch Produzenten werden zu lassen, sollten auch digitale Lernmedien angelegt sein. Lernende konsumieren nicht mehr nur statische Texte oder Lehrbuchseiten, sondern eignen sich Wissen selbstgesteuert an und werden zum Beispiel über Wikis oder Blogs selbst zu Produzenten. Ergänzend vernetzen sich Lernende in Communitys oder tauschen sich in Chats über den Lerngegenstand aus“, so Ludwig. Soziales Lernen, Möglichkeiten der Kollaboration und Feedbackkultur sind Aspekte, die digitale Lernmedien berücksichtigen sollten. Digitale Lernmedien sollten zudem darauf ausgelegt sein – besonders in Verbindung mit mobilen Geräten – auch außerschulische Lernorte einzubeziehen.
„Aus meiner Sicht kann der Einsatz von E-Learning den Unterrichtsalltag nur beleben und die Varianz an Lernformen erweitern. An den Stellen, wo beispielweise flexibles Lernen, kollaboratives Lernen und individuelle Lernerunterstützung gefördert werden soll, können Lerntechnologien einen wichtigen Beitrag leisten“, so Sünne Eichler. Dazu ist Medienkompetenz – bei Lehrern wie Schülern – wichtig. Das Lerner/Lehrer-Verhältnis gewinnt hierdurch immer mehr an Bedeutung. „Die Rolle der Lehrer als ‚reiner Wissensvermittler‘ wird aufgewertet. Die Lehrer unterstützen zukünftig die Schüler, mit dem umfangreichen Wissensangebot richtig und kritisch umzugehen. Hier ist auch das pädagogische Können der Lehrer gefordert“, betont Eichler.
Die Einführung digitaler Lernmedien hat natürlich auch viele gesellschaftlichen Auswirkungen: „Digitale Kommunikation ist der treibende Faktor in der globalisierten Weltordnung. Sie sichert den Zugriff auf Wissensressourcen, und zwar nicht nur auf Webseiten, Bilder und Inhalte – sondern auch auf Menschen, die wir fragen und mit denen wir kommunizieren können“, erklärt Professor Dr. Henning. „Wissen ist längst im digitalen Netz gespeichert, und Fähigkeiten erlernen wir in der Diskussion mit anderen, nicht mehr vom ‚Vorbild Lehrer‘. Computer, genauer gesagt digitale Endgeräte aller Art, sind der Zugangsweg in diese Welt. Partizipation erfordert digitale Kommunikation, diese ist darum unmittelbare Voraussetzung zur Erreichung eines partizipativen Bildungsziels“, so Henning weiter.
Mobile Endgeräte erfordern hierbei insbesondere für die Lehrkräfte gezielte Weiterbildungsmaßnahmen: „Wenn man den Schulen Tablets zur Verfügung stellt, ist ein begleitendes Qualifizierungsangebot für die Lehrpersonen unabdingbar notwendig – am besten eingebettet in die lokale Schulentwicklung. Ansonsten besteht die Gefahr, dass diese Geräte nicht viel anders als ein Lehrbuch eingesetzt werden und ihr Potenzial zu wenig genutzt wird. Die finanzielle Investition in die Geräte würde sich nicht wirklich lohnen“, erklärt Böckelmann.