21.08.2020 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Wort & Bild Verlag.
Laut dem Robert Koch-Institut dauert eine Infektion mit SARS-CoV-2, dem neuartigen Coronavirus, in milden Fällen durchschnittlich zwei bis drei Wochen, in schweren Fällen drei bis sechs Wochen. Dann sollte die Infektion ausgeheilt sein, schreibt apotheken-umschau.de. Doch immer mehr Menschen berichten über anhaltende oder wiederkehrende Beschwerden nach Covid-19. Es sind längst nicht nur diejenigen, die einen schweren Verlauf hatten und ins Krankenhaus mussten, sondern häufig auch leichtere Fälle. Was ist da los?
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Studien an Covid-19-Patienten zeigen: Die Betroffenen haben auch noch Wochen nach der Infektion verschiedenste Beschwerden - von Kopfweh, über Husten bis zu Brustschmerzen. Am häufigsten klagen sie jedoch über eine ausgeprägte Erschöpfung (medizinisch: Fatigue), die nicht mit Müdigkeit gleichzusetzen ist.
Auch eine Befragung der Patienteninitiative "The Body Politic Covid-19 Support Group", der sich rund 14.000 Menschen aus aller Welt angeschlossen haben, zeigt: Die 640 befragten Patienten und Patientinnen nannten als Symptome: Husten, Fieber und Atembeschwerden, Erschöpfung, Frieren und Schwitzen, Kopfschmerzen, Konzentrations- und Denkprobleme, Schlafstörungen, Benommenheit, Schmerzen im Körper und Magen-Darm-Probleme. 90 Prozent der Befragten gaben an, sich 40 Tage nach der Infektion noch immer nicht erholt zu haben. Es sei ein ständiges Auf und Ab und häufig seien neue Beschwerden dazugekommen.
Noch ist unklar, was hinter den anhaltenden Beschwerden steckt: Möglicherweise eine fortbestehende Entzündung oder eine Fehlfunktion des Immunsystems. Professorin Mascha Binder, Ärztliche Direktorin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin IV an der Uniklinik Halle, hat Covid-19-Patienten untersucht und fand noch Wochen nach der Infektion erhöhte Entzündungsbotenstoffe im Blut. "Das weißt daraufhin, dass die Krankheit noch lange nachwirken kann", so die Expertin.
Einige Wissenschaftler vermuten, dass die derzeit als Post-Covid-Syndrom beschriebenen Beschwerden in manchen Fällen zu der Krankheit ME/CFS führen könnten.
Das Chronische Fatigue Syndrom, auch Myalgische Enzephalomyelitis (kurz: ME/CFS genannt) genannt, ist eine Multisystemerkrankung mit weitreichenden Folgen im Körper. ME/CFS beginnt in vielen Fällen nach einer Virusinfektion, zum Beispiel dem Pfeifferschen Drüsenfieber. Die Diagnose kann gestellt werden, wenn ein typischer Symptomkomplex vorliegt, der sich durch keine anderen Ursachen erklären lässt. Dazu gehören unter anderem eine starke, krankhafte Erschöpfung, eine Zustandsverschlechterung nach zu viel körperlicher, geistiger oder emotionaler Aktivität sowie Schlaf- und Gedächtnisstörungen und Probleme bei aufrechter Körperhaltung.
"Betroffene mit langen Covid-19-Verläufen schildern sehr ähnliche Symptome, mit Zustandsverschlechterung nach Aktivität und mit Problemen des autonomen Nervensystems", erläutert Dr. Michael Stingl, Neurologe aus Wien, der sich auf ME/CFS spezialisiert hat. "Aber es sind noch viele Fragen offen." Auch beim Chronischen Fatigue Syndrom weiß man noch nicht genau, was im Körper passiert. Es könnten aber ähnliche Vorgänge sein wie bei Covid-19, zum Beispiel eine Fehlfunktion des Immunsystems. Menschen mit ME/CFS sind häufig derart eingeschränkt, dass sie das Haus oder sogar das Bett nicht mehr verlassen können.
Grundsätzlich rät apotheken-umschau.de: Wer positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurde und über Wochen mit Beschwerden kämpft, sollte (erneut) einen Arzt aufsuchen. Ebenso, wer vermutet, dass er Covid-19 hatte und an oben genannten Symptomen leidet, sich aber nicht testen lassen konnte. Der Arzt oder die Ärztin kann abklären, ob sich eine andere Ursache für die Fatigue und die Schmerzen finden lässt. "Besonders wichtig ist aus meiner Sicht eine ausführliche Untersuchung der Lunge, da das Coronavirus hier Schaden anrichten kann und die Patienten teilweise lange brauchen, bis sich ihre Atemwege wieder erholt haben", erklärt Stingl. Lungenschäden würden eher gegen ME/CFS sprechen. Erschöpfung, gekoppelt mit Kreislaufproblemen und Zustandsverschlechterung nach Aktivität eher dafür.
Wichtig ist auch, sich zwar leicht körperlich zu bewegen und Alltagsaktivitäten nachzugehen, aber nur im Rahmen dessen, was möglich ist und ohne sich zu überlasten. Verschlechtert sich der Zustand durch die Aktivität, sollte man diese zurückfahren, damit sich der Körper besser von der Infektion erholen kann. Auch die Rückkehr ins Berufsleben muss möglicherweise stufenweise erfolgen.
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