21.08.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Horváth AG.
Etwas mehr als die Hälfte der befragten Topführungskräfte sieht in der zunehmenden Nutzung generativer KI keine oder lediglich geringe Auswirkungen auf ihr Produktportfolio sowie ihr Geschäftsmodell. Selbst in Bezug auf Services und interne Prozesse hält ein Drittel das Veränderungspotenzial durch KI-Anwendungen wie ChatGPT allenfalls für gering. Besonders skeptisch sind Banken und andere Finanzinstitute. Hier gehen jeweils etwa 60 Prozent der Befragten davon aus, dass generative KI keinen nennenswerten Einfluss auf Geschäftsmodell oder Produkte haben wird. Selbst der Einsatz von KI im Servicebereich wird von jedem drittem Kreditinstitut als wenig revolutionär betrachtet. Bei den Versicherern sind dies nur vier Prozent. Doch Finanzdienstleistungen sind nicht gleich Finanzdienstleistungen – der Bankensektor wird deutlich strenger reguliert als die Assekuranzen.
„Obwohl sich für Dienstleistungen der Einsatz von KI am offensichtlichsten anbietet, zeigt sich der Sektor aktuell nicht progressiver als die Industrie für das Ausmaß der neuen Möglichkeiten“, sagt Rainer Zierhofer, Digitalexperte und Partner bei der Managementberatung Horváth. „Die Mehrheit der Dienstleister glaubt unserer Befragung zufolge bislang noch nicht daran, mit KI-Anwendungen künftig anders Geld zu verdienen als heute.“
Regelrechte Aufbruchstimmung herrscht dagegen im Handel und im Gesundheitssektor. Eine eindeutige Mehrheit von 86 Prozent der Retail-Unternehmen rechnet mit großen Umwälzungen ihres Geschäftsmodells. Erst kürzlich verkündete beispielsweise der OTTO-Konzern, einen neuen KI-Assistenten auf seiner Plattform zu testen. Auf das Produktportfolio haben neue KI-Anwendungen aus Sicht der Branche allerdings wenig Einfluss.
Von Medizintechnik- und Life-Science-Unternehmen prognostizieren drei Viertel der Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder einen Umbruch ihrer Geschäftsmodelle auf Basis von neuen KI-Anwendungen. Ebenso viele sehen große Auswirkungen auf interne Prozesse.
„Der Fokus auf interne Prozesse, der sich durch alle Branchen durchzieht, ist vor dadurch zu erklären, dass die Anwendungen momentan vor allem in diesem Kontext verwendet werden. Es fehlen noch Zukunftsperspektive und Fantasie, um die Dimension für den langfristigen Einsatz zu erfassen. Das erinnert an die Pionierzeit von Internet oder sozialen Netzwerken“, so Zierhofer. Der Experte ist aber zuversichtlich, dass die Lernkurven in den Unternehmen schnell ansteigen. „Haben sich die Anwendungen intern erst einmal etabliert, finden sie durch die Mitarbeitenden automatisch ihren Weg in Strategie- und Produktentwicklung.“ Blinder Aktionismus ist dem Experten zufolge ohnehin nicht empfehlenswert. „Neben Datenschutz- und Urheberrechtsfragen gilt es auch strategisch zu erarbeiten, warum überhaupt KI zum Einsatz kommen soll. Sie ist kein Selbstzweck“, so Zierhofer.
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