23.08.2016 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs).
Zu diesem Ergebnis kommen Psychologinnen und Psychologen in einer Metaanalyse von 54 Studien, die im „Journal of Applied Psychology“ veröffentlicht wurde.
In der heutigen Arbeitswelt gehören virtuelle Teams, die räumlich getrennt arbeiten und deren Kommunikation digital abläuft, zum Alltag. Eine der Hauptherausforderungen für diese Teams besteht darin, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. „Uns hat interessiert, wie wichtig Vertrauen für die effektive Zusammenarbeit von Teams ist, und ob die Bedeutung von Vertrauen steigt, wenn Teams virtuell zusammenarbeiten“, sagt Guido Hertel, Professor für Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der Universität Münster.
Das Forscherteam (Christina Breuer, Joachim Hüffmeier und Guido Hertel) führte in einer Metaanalyse die Ergebnisse von 54 unterschiedlich angelegten Einzelstudien zusammen (darunter Laborstudien und Untersuchungen aus dem realen Arbeitskontext). Alle Studien befassten sich damit, wie Vertrauen im Team mit effektivem Arbeiten zusammenhängt. Insgesamt fanden Daten von 12615 Personen aus 1850 Teams Eingang in die Metaanalyse. Das Forscherteam analysierte außerdem, in welchem Ausmaß Arbeitsschritte als geschriebener Text, Audio- oder Videodateien dokumentiert wurden.
Die Studien zeigen: Vertrauen sich Teammitglieder gegenseitig, arbeiten sie effektiver. Teamvertrauen erleichtert sowohl die Koordination als auch die Kooperation. Mitglieder von Teams, in denen hohes Vertrauen vorhanden ist, sind zufriedener mit ihrer Arbeit, gewillter sich anzustrengen und auch anderen zu helfen.
Bei virtuellen Teams ist der Zusammenhang zwischen Vertrauen und Effektivität noch höher. „Der Kontakt von Angesicht zu Angesicht, der virtuellen Teams fehlt, kann durch erhöhtes Vertrauen wettgemacht werden“, sagt Guido Hertel. „Gleichzeitig bieten virtuelle Teams aber auch effektive Alternativen für das Vertrauensproblem“.
Der Zusammenhang zwischen Vertrauen und Teameffektivität wird nämlich durch das Ausmaß an Dokumentation beeinflusst. Bei guter Dokumentation wird der Zusammenhang zwischen Vertrauen und Teameffektivität schwächer. Bei virtuellen Teams ohne Dokumentation der Arbeitsschritte ist die Bedeutung von Vertrauen am größten. Das Forscherteam geht davon aus, dass die Dokumentation in virtuellen Teams zu einer Risikoreduktion führt, weil Teammitglieder jederzeit auf die dokumentierten Arbeitsschritte zurückgreifen können. „Vertrauen in Teams ist wichtig, aber nicht immer unabdingbar. Gerade in virtuellen Teams kann eine Dokumentation von Arbeitsschritten effizienter und einfacher sein als aufwändige vertrauensbildende Maßnahmen“, sagt Guido Hertel.
Die Originalstudie finden Sie hier:
Breuer, C., Hüffmeier, J., & Hertel, G. (2016). Does trust matter more in virtual teams? A meta-analysis of trust and team effectiveness considering virtuality and documentation as moderators. Journal of Applied Psychology. http://dx.doi.org/10.1037/apl0000113
Die Studie wurde im Rahmen des interdisziplinären Graduiertenkollegs "Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt" der Universität Münster realisiert (gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft).