06.07.2022 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: Willis Towers Watson.
Jüngste Daten des Statistischen Bundesamt zeigen, dass der Nominallohnindex im ersten Quartal 2022 um 4,0 % höher ist als im Vorjahresquartal. Aufgrund der gestiegenen Verbraucherpreise (5,8 %) sind die Reallöhne jedoch um 1,8 % gesunken.
Florian Frank, Head of Work and Rewards bei der Unternehmensberatung WTW sagt: „Während viele Unternehmen in den ersten Monaten des Jahres noch abgewartet haben, weil sie davon ausgingen, dass die Inflation nur von kurzer Dauer sein würde, setzen sie nun erste Maßnahmen um. Überstürzter Aktivismus sollte aber vermieden werden. Wir empfehlen Unternehmen, zuerst ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten und die personalpolitischen Notwendigkeiten genau abzuwägen.“ Die Kernfrage ist seiner Meinung nach, was Unternehmen – mit Blick auf ihre Unternehmensziele, aber auch ihre Wettbewerber – anbieten können und sollten, um Mitarbeitende zu gewinnen, zu binden und zu motivieren. Der HR-Experte empfiehlt, die Vergütung gesamthaft zu betrachten, „also auch Nebenleistungen, Entwicklungs- und Karrierechancen und Arbeitsmodelle“, damit die Mitarbeitenden ihre Arbeit und das Arbeitsumfeld insgesamt als attraktiv erleben.
Die Umfrage von WTW zeigt, dass fast ein Drittel (31 %) der befragten Arbeitgeber Maßnahmen planen, um ihre Mitarbeitenden angesichts der derzeitigen Inflation zu entlasten. Vier von zehn Unternehmen erhöhen die Gehälter stärker als ursprünglich budgetiert. Zudem priorisiert etwa jedes fünfte Unternehmen (19 %) die Erhöhung von Gehältern von Mitarbeitenden mit niedrigerem Einkommen. Etwa ein Viertel (24 %) sind bereit, für Fachkräfte mit besonders gefragten Kompetenzen höhere Gehälter zu zahlen.
Florian Frank erklärt: „Viele Unternehmen schauen genau darauf, welche Mitarbeitergruppen besonders unter der Inflation leiden und welche entscheidend sind für den Geschäftserfolg. Es ist sinnvoll, für diese Gruppen gezielte Vergütungslösungen zu entwickeln.“
Außerdem möchten 13 % der Unternehmen das Angebot bestehender Vergünstigungen fördern, während 14 % der befragten Unternehmen die aktuellen Gehälter häufiger überprüfen. In Unternehmen, die in Ländern mit einer notorisch hohen Inflation agieren, ist letztes bereits heute gelebte Praxis. „Hier wird die Grundvergütung meist in kürzeren Zyklen angepasst”, führt Florian Frank aus.
WTW befragte am 18. Mai 2022 auf der „European Spring Rewards Conference 2022“ 573 HR-Verantwortliche aus großen und mittelständischen Unternehmen aus ganz Europa, darunter 62 HR-Verantwortliche aus Deutschland.
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