19.06.2023 — Online-Redaktion Verlag Dashöfer. Quelle: McKinsey & Company.
Das Nettovermögen der Welt ist so hoch wie nie zuvor: Die Summe der Vermögenswerte aus Immobilien, Landbesitz, Infrastruktur, Maschinen und geistigem Eigentum lag Ende 2022 bei 630 Bio. US-Dollar. Damit hat sich das Nettovermögen in den vergangenen zwei Jahrzehnten nahezu vervierfacht. Allerdings: Ein grosser Teil dieses Zuwachses, 160 Bio. US-Dollar, existiert wegen der Inflation der Vermögenspreise nur auf dem Papier – während das Wirtschaftswachstum schwach blieb, die Ungleichheit zunahm und jeder investierte US-Dollar 1,90 US-Dollar Schulden erzeugte. Dies geht aus der neuen Studie „The future of wealth and growth hangs in the balance ” des McKinsey Global Institute (MGI) hervor. Für die Analyse hat das MGI die Weltwirtschaft mit Hilfe von Bilanzierungsmethoden, wie sie aus der Unternehmenswelt bekannt sind, analysiert, anstatt wie üblich anhand des BIP.
„Die Botschaft aus unserer Analyse ist klar“, sagt Eckart Windhagen, Senior Partner im Frankfurter Büro von McKinsey und Co-Autor der Studie. „Es gilt, das Produktivitätswachstum zu beschleunigen. Dieses positive Szenario ähnelt in gewisser Weise der Zeit des sehr schnellen Produktivitätswachstums in den USA in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren. Die Bilanz wächst, aber weniger schnell als das BIP, und ist daher gesünder und nachhaltiger.“ Dafür müsste das vorhandene Kapital viel stärker in Bereiche investiert werden, die die Wirtschaft produktiver machen. Windhagen: „Dazu gehören nicht nur die Digitalisierung und die Automatisierung, beispielsweise mit Hilfe von künstlicher Intelligenz – sondern auch Investitionen in die grüne Transformation unserer Infrastruktur und Energiesysteme.“
In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind Nettovermögen, Vermögenswerte und Schulden deutlich schneller gewachsen als die Wirtschaftsleistung. Damit stehen die beiden vergangenen Jahrezehnte in deutlichem Kontrast zum historischen Verlauf des globalen Reichtums- und Schulden-Aufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor der Jahrtausendwende folgte das Wachstum des weltweiten Nettovermögens weitgehend dem BIP-Wachstum. Doch ab ca. dem Jahr 2000 entwickelten sie sich auseinander. In Deutschland, zum Beispiel, stieg das Nettovermögen von 2000 bis 2021 vom 4,6-fachen auf das 6,2-fache des BIP. Im Gegensatz dazu verlief das Produktivitätswachstum nur schleppend und fiel in den G-7-Ländern von 1,8 Prozent pro Jahr zwischen 1980 und 2000 auf 0,8 Prozent von 2000 bis 2018. Grund für diese Entwicklungen waren eine Flut von Geld – Ersparnisse und Neuverschuldung – bei gleichzeitig massivem Rückgang der Neuinvestitionen.
„Das rein bewertungsgetriebene Wachstum der Vermögenswerte ist ebenso wenig nachhaltig wie der fortwährende Anstieg der Verschuldung“, erläutert Jan Mischke, MGI-Partner in Zürich und Co-Autor der Studie. „Wir steuern auf eine Ära zu, die grundsätzlich anders aussieht als das, was wir aus den vergangenen 20 Jahren gewohnt sind.“
Die MGI-Studie analyisert vier mögliche Szenarien für Inflation, Zinssätze und Wachstum bis 2030 und deren Auswirkungen auf Immobilien, Aktien und Schulden.
Bild: flo222 (Pixabay, Pixabay License)